2002-03-17: "Und Ron Dennis hat doch Recht...""

"Ich fürchte, Michael Schumacher wird in dieser Saison 16 von 17 Rennen gewinnen."
So oder ähnlich waren viele Reaktionen nach dem Auftakt-GP in Australien. Und auch obwohl ich es nicht wahr haben wollte, einr realistische Einschätzung der Situation wäre auch von meiner Seite zu einem solchen Ergebnis gekommen. Zu deutlich war doch der Vorsprung der Ferrari in den Trainings und im Rennen.
Doch wir durften uns alle eines besseren belehren lassen. Mit Erleichterung sahen wir in den Morgenstunden des 17.03., wie die BMW.Williams von Ralf Schumacher und JP Montoya die Konkurrenz förmlich düpierten. Verschwunden war der immense Vorsprung der roten Italiener und die weiß-blaue, englisch-deutsche Arbeitsgmeinschaft zeigte plötzlich den Konkurrenten die sprichwörtlichen Rücklichter. Da staunt der Laie und auch unter uns Experten muss man sich die Frage stellen: "Wie geht so etwas?"
In einem so komplexen Sport allerdings jetzt monokausale Antworten zu suchen, wäre falsch. Natürlich haben die Reifen einen besonders großen Einfluss auf die gezeigten Leistungen. Aber es muss ja noch mehr sein. Sonst wäre ja auch McLaren Kreise um die Ferrari gefahren. Es ist nunmal so, dass bei Williams an diesem Wochenende alles gepasst hat: die Reifen, das Wetter, die Aerodynamik, das Gripniveau, die Streckencharakteristik, der Motor, die Fahrer und wahrscheinlich auch das Essen für die Teammitarbeiter. Deshalb kann man noch gar nicht sagen, welches Team das stäkste Paket hat. Denn ein starkes Paket ist sehr relativ. Für Brasilien, eine sehr holprige und eher langsame Strecke kann das McLaren-Paket am Besten passen. Aber vielleicht läuft ja auch dort wieder alles schief, weil der Koch Macceroni serviert, obwohl die Mehrheit der Angestellten sich Canneloni gewünscht hat, wodurch die Stimmung im Team auf dem Nullpunkt ist und die notwendige Motivation, um einen zuverlässigen Motor bereit zu stellen, einfach fehlt.
Es muss die Verantwortlichen des Teams aber schon nachdenklich stimmen, wenn McLaren, die in der letzten Saison dermaßen schwach waren, dass man sich sehr frühzeitig schon auf die neue Saison vorbereiten konnte, bei den ersten 2 Rennen 3 Ausfälle wegen technischer Defekte verbuchen muss und auf beiden bisherigen Strecken die Performance nicht ausreichte, um aus eigener Kraft um Siege mitfahren zu können. Das kann man sich in einem Team, das anders als Ferrari nicht von offizieller Seite bevorzugt behandelt wird, einfach nicht leisten.
Nun aber wirklich zu diesem Thema. Die Entscheidung, den Australien Vorfall als Rennunfall zu werten und den eindeutigen Regelverstoss Barrichellos (in der Startphase ist nur ein Spurwechsel erlaubt; dies ist eigentlich glasklar und unmissverständlich geregelt) nicht zu sanktionieren, akzeptiere ich noch, wobei man schon da ein Zeichen hätte setzen können, dass eine solch gefährliche Fahrweise nicht akzeptiert wird. Dass nach dem Startcrash in Australien nicht abgebrochen wurde, (weil Michael Schumacher ja noch unterwegs war) nehme ich auch noch hin, obwohl ich auch hier anders entschieden hätte.
Aber nachdem so in Australien vieles sehr großzügig gehandhabt wurde, für den kleinen Rempler eine Strafe auszusprechen, kann ich beim besten Willen nicht akzeptieren. Dass diese Strafe dann aber auch noch den aus objektiver Sicht "Unschuldigeren" von beiden trifft, bringt mich in Rage. Dass JPM mit seinem Vorderrad den Frontflügel des nach bester Saisonfinale ´94-Art heranstürmenden Schumacher berüren kann, zeigt mir eines sehr deutlich: Montoya war vor Michael Schumacher und daher gehörte ihm die Kurve. Dass auch Montoya die Kollision hätte verhindern können mag richtig sein, aber den gewonnen Vorteil wieder abzugeben, nur weil man die Rambo-Fahrweise der Ferrari-Piloten einkalkulieren und akzeptieren müsste, kann man von Niemandem verlangen.
Nur um eines klar zu stellen: Ich fordere hier keine Strafe gegen Schumacher wegen dieser Aktion, aber die Strafe gegen Montoya ist wohl das krasseste Fehlurteil im internationalen Sport seit dem Wembley-Tor 1966. Ein Fehlurteil, dass sich so nicht wiederholen darf, da sonst die Glaubwürdigkeit der gesamten Formel 1 massiv in Frage gestellt würde. Und in einem Punkt stimme ich mit Ron Dennis überein: Dass sich ein solcher Fehler positiv für Ferrari auswirkt, kann inzwischen kein Zufall mehr sein.

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